March 2011 - Rocktimes

Als Support konnte Point Quiet beim Steve Wynn-Konzert auf Roepaen schon beeindrucken. Grund genug, mal einen anderen Weg zu gehen und sich die Band jetzt auf ihrer ersten Platte anzuhören. Ganz abgesehen von der begeisternden Platten-Atmosphäre bringt das Quintett unterschiedlichste Tasten- sowie Saiteninstrumente zum Einsatz und oben drauf gibt es auch noch einen versteckten Song von knapp drei Minuten.

Das Album "Point Quiet" ist wunderschöne Musik, die unmittelbar nach der Stille kommt. Pascal Hallibert hat ein ungemein gutes Händchen für das Songwriting und wie man jedes einzelne Stück in Szene gesetzt hat, fordert nur weiteres Lob heraus. Filigran und anmutig werden tonale Zaubereien zwischen Melancholie und Freude kreiert und jede Nummer für sich ist ein Stimmungsbarometer der Gefühle. Langgezogene Akkordeontöne fließen kaum spürbar in die klaren Klänge des Glockenspiels über und dann übernimmt die Pedal Steel-Gitarre das sentimentale Ambiente. Wobei das Glockenspiel für die schmunzelnden Momente im Track "Red Eye Nights" zuständig ist. Hallibert lebt die Musik und so singt er auch entsprechend emotional. Manchmal hat der Hörer das Gefühl, als sei der Sänger ganz nah am Ohr und flüstere einem den Text in den Gehörgang.

Der Namenswechsel von White Sands hin zu Point Quiet stellt die filigrane Musik wesentlich substanzieller dar als der Vorgänger. In ihrer Ruhe haben die Songs durchschlagende Wirkung und wenn Jan van Bijnen für "Two Days Alone" die Dobro schultert, vermischt man auf elegante Weise den Neo Folk mit dem Blues. Überhaupt ist diese Nummer einer der Edelsteine auf dem Album. Hier spiegelt sich eine ungemeine Sehnsucht wider. Die Gruppe weiß ganz genau, wie man Songs perfekt zu arrangieren hat. Eine E-Gitarre wird in einem sich wiederholenden Muster mit minimalen Veränderungen gespielt und dieser gesummte Chorus atmet die Wärme einer unendlichen Landschaft.

"Norteña" beginnt verhalten-verträumt und dann ist da wieder Manuputtys Glockenspiel. Akkordeon und Violine bilden eine Brücke hin zu einem Trompetensound, der wie durch eine verhangene Nebelwand klingt. Es gibt viel zu hören und Daan van Diest setzt auf sehr dezente Rhythmusgebung. Der Einsatz von Hans Custers an diversen Tasteninstrumenten, Bass, Gitarre und Percussion gibt den Nummern stets eine nicht von der Hand zu weisende Pointe.

Diese Platte kann auch den dicht bewölkten Himmel aufreißen und die Sonne scheint dann aus allen Löchern. Ja, Point Quiet kann auch anders. "Stella" geht ein gutes Tempo und darf durch einen Abstecher ins ländliche Genre glänzen. Dafür sorgen eindeutig die Violine sowie das Banjo. Die Songs der Band haben nachhaltige Wirkung. Schon bei den ersten Tönen von "Anchors And Birds" erkennt man den Track wie einen guten alten Bekannten. Das Akkordeon brilliert durch einen Hauch von französischem Flair.

Dieses Album ist so schön romantisch. Selbst der Schlagzeuger (dieser Begriff klingt fast zu hart) van Diest ist ein Fachmann des gelungenen Einsatzes von vielerlei perkussiven Instrumenten. Irgendwie kann man aber alle Musiker als echte Künstler der Einfühlsamkeit bezeichnen. Eine auf ihre ganz persönliche Art zusammengestellte Platte ist mir schon lange nicht mehr auf den Schreibtisch gekommen. Durch die unterschiedlichen instrumentalen Akzente weiß man immer neue Farbtupfer zu setzen und über den perfekten Chorgesang hatte ich schon geschrieben. Der muss allerdings nochmals ausdrücklich erwähnt werden.

Der versteckte, namenlose Instrumental-Track mit seiner wie aus einem Kinderlied stammenden Glockenspiel-Melodie und den hintergründigen Klangmalereien ist einfach nur ein gelungener Abschluss eines wunderschönen Albums.

Mit dem Support-Auftritt beim Steve Wynn-Konzert hatte die Combo schon beeindruckt und so ist es auch mit ihrer Debüt-CD. Diese Klanggemälde verfügen über einen zeitlosen Faktor und Point Quiet ist in der Lage, die Album-Stimmung ungefiltert auch auf die Bühne zu projizieren. Diese Platte ist etwas für die Genießer. Der Gruppe stelle ich ein großes Lob für großartige Musik aus.

(Joachim 'Joe' Brookes)